Der Marienplatz im Wandel der Zeit
Anno 2025 - 170 Jahre Mariensäule auf dem Marienplatz
Im Jahr 1854 hatte Papst Pius IX. in Rom den Glaubenssatz der röm.-kath. Kirche (Dogma von der "Unbefleckten Empfängnis") verkündet, dass die Hl. Maria, die Mutter von Jesus-Christus, vom Anbeginn ihres Seins von der Erbsünde bewahrt blieb. Der im Jahr 1792 in Gerderhahn (heute ein Ortsteil von Erkelenz) geborene Pfarrer Wilhelm Heinrich Heinrichs, Pfarrer an St. Clemens regte darauf in vielen Predigten die Gläubigen Fischelns an, der Freude über die feierliche Auszeichnung durch die Errichtung eines Standbildes Ausdruck zu verleihen.
Ein Marienfrömmigkeit, ja Marienverehrung, ist unseren Breiten bereits seit dem 6. Jahrhundert belegt, erhielt aber durch das Dogma einen erneuten Aufschwung. Zur Definition: ein Dogma ist nach der katholischen Lehre ein religiöser Glaubenssatz, eine Grundüberzeugung, die nicht durch einen Beweis, sondern durch autoritative Erklärung gesichert ist.
Fischeln hatte zu dieser Zeit ca. 3.000 Einwohner. Zum Bürgermeister der Gemeinde Fischeln im Landkreis Crefeld war seit dem Jahr 1847 der Landwirt Joseph Bommers, (Maeshof, Rosenstraße 3). Nach Bürgermeister Joseph Bommers ist auch der "Bommersweg" benannt. Auf Anregung von Pfarrer Wilhelm Heinrich Heinrichs bildete sich ein Ausschuss von mehreren jungen Männern, die im Jahre 1855 freiwillig Geldspenden für die Herstellung eines Marienstandbildes sammelten. Zu den Gründern dieses Kreises gehörten die Pfarrmitglieder Anton Rütten, Engelbert Wirtz, Matthias Fischer, Andreas Schatz, Gerhard Röttges, Heinrich Hecker, Michael Hüpen, Jakob Engels und Peter Schmitz, genannt "Hüre-Schmetz".
Der Gemeinderat gab am 3. Oktober 1855 seine Einwilligung zur Aufstellung der Mariensäule "auf dem alten Begräbnisplatz" gegenüber der neuerbauten Schule. Am 6. Dezember 1855 wurde die Mariensäule aufgestellt und anschließend am 8. Dezember 1855 von Pfarrer Heinrichs eingeweiht. Der genannte Begräbnisplatz wurde seit dem Jahr 1853 nicht mehr genutzt, da an der heutigen Eichhornstraße ein neuerbauter Friedhof betrieben wurde. Die Mariensäule hat eine Höhe von 21 Fuß, wovon 14 1/2 Fuß auf die Säule und 5 1/2 Fuß auf das Marienbild kommen. Der untere Teil der Säule wurde angefertigt vom Bildhauer Louis Dicht in Linn, während das Bild der "Hl. Maria" ein Werk des Bildhauers Hilgers aus Köln ist und der Blick "Mariens" zeigt zur Pfarrkirche St. Clemens hin.
Die Inschrift lautet:
"Santa Maria sine labe originali concepta o.p.n. Dogmatische Entscheidung vom 8. December 1854 unter dem Ponticate Pius IX".
Die Kosten der Säule lagen bei 300 Thalern. Damit hatte die neuerbaute Schule ihren Namen "Marienschule", und der gesamte Platz heißt seitdem Marienplatz. Zur unseligen NS-Zeit sollte angeordnet werden, die Mariensäule zu entfernen, damit sie angeblich kein Hindernis bei künftigen Aufmärschen sein konnte. Erfreulicherweise wurde der Vorschlag zur Umsetzung von einflussreichen Fischelner Bürgern verhindert. Über Jahrzehnte waren die Eigentumsverhältnisse völlig unklar. Es interessierte auch niemanden. Im Jahr 1990 nahm sich die St. Sebastianus-Bruderschaft an St. Clemens Fischeln e.V. sich dieser Säule an.
Der Versuch die Grundfläche der eingezäunten Mariensäule von der Stadt Krefeld zu erwerben, scheiterte, doch es kam ein langjähriger Pachtvertrag zustande. Damit war die Voraussetzung geschaffen für eine Restaurierung von Grund auf. Eine Reinigung der Säule sowie die Restaurierung der aus Puddeleisen gefertigten Einzäunung erfolgte Anfang der 2010er Jahre. Die Fischelner Mariensäule ist in dieser Form eine der ersten Darstellungen des Marienbildes im öffentlichen Raum und damit eine der ältesten im protestantisch geprägten Preußen im 19. Jahrhundert. Die Patenschaft für die weitere Pflege und Instandhaltung hat seit mehreren Jahrzehnten die St. Sebastianus-Bruderschaft an St. Clemens Fischeln e.V. übernommen.
So ist die Mariensäule bis heute ein Zeichen der religiösen Einstellung der Bürgerinnen und Bürger Fischelns auf einen Platz sehend, auf dem jährlich viele öffentliche Veranstaltungen stattfinden.