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Letzte Chance vor der Winterpause: Historischer Rundgang durch Fischeln am Dienstag, 26.11.2024 um 14 Uhr. Treffpunkt: Marienplatz Fischeln.

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Historischer Rundgang

Vorwort

So angenehm das Orts- und Straßenbild in Fischeln empfunden wird, so wenig ist doch oft über die Fischelner Geschichte, aber auch über die Geschichte einzelner Gebäude, Denkmäler und Straßenzüge bekannt.

Die "Freunde und Förderer für Heimatpflege und Schützenbrauchtum" in der Bürger-Schützen-Gesellschaft 1451 Fischeln e.V. wollen hierzu beitragen diese Lücke zu schließen.

Alt-Fischelner können dabei ihr geschichtliches Wissen nochmals auffrischen, zugezogene Bürger erhalten Informationen, die sie sicher bisher noch nicht kennen gelernt haben. Wir laden Sie zu einem Rundgang durch den Ortskern ein, aber auch zu einem Ausflug in die unmittelbare Umgebung.

Anhand der interaktiven Imagemap, der Broschüre "Historischer Rundgang" oder auf der Website CLICK RHEIN des Landschaftsverband Rheinland können Sie sich einen Überblick verschaffen.

Ich wünsche Ihnen dabei viel Freude!

Benedikt Lichtenberg
Bürger-Schützen-Gesellschaft 1451 Fischeln e.V.

Historischer Rundgang durch Fischeln
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Interaktive Fischelner Karte

Ketelshof (Lentzenhof) Erbaut 15. Jh.

Der Pfarrer Hermanus Ketels war von 1494 bis 1516 Pfarrer an der St. Clemenskirche und stammte vom Ketelshof. Es war wohl der erste aus Fischeln stammende Geistliche. Auf dem Ketels Gut wurde auch am 13. Juni 1829 der Fischelner Historiker Johann Peter Lentzen geboren. Er starb am 27. Oktober 1891. Johann Peter Lentzen hat ein reichhaltiges Schrifttum hinterlassen. 1860 schrieb er den ersten Band „Die Gemeinde und Pfarre Fischeln“. 1862 folgte der zweite Band. Außerdem gründete er im Jahre 1875 „Die Heimat“, ein Wochenblatt für alle, die an rheinischer Geschichte interessiert sind. Seit vielen Jahrzehnten ist der Ketelshof im Eigentum der Familie Frenzen, die dort sehr erfolgreich eine Pferdezucht betreibt.

Ehemaliges Damen-Gut, Erbaut 16. Jh

Das Wohnhaus des ehemaligen „Damen Gut“ stammt aus dem 16. Jahrhundert. Das Viergebindehaus ist eines der letzten in Fischeln erhaltenen niederrheinischen Bauernhäuser. Es wurde im Lauf der Jahrhunderte mehrfach erweitert. Die Baustufen sind in dem Gebäude nach der Restrukturierung wieder ablesbar. Zum heutigen Denkmal gehört auch die vermutlich um 1850 angebaute Scheune. Ein erster Hinweis auf das Damen Gut findet sich in der Karte von Johann Peter Lentzen, die er für das Jahr 1594 erstellt hat. Auf ihr ist das Damen Gut eingezeichnet.

Zur Beschreibung wird erwähnt: „Damen-Gut, 1594 der Kirche zinspflichtig, hatte im Jahre 1721 – 6 Mrg. Schatzland, welches sich bis 1777 bis zu 27 Morgen vermehrt hat.“ Auch im so genannten Wegelagerbuch von 1857 ist das Damen Gut erwähnt, das am Dohmenweg (heute Dohmenstraße) liegt. Dieser verband das Dorf Fischeln mit den Häusern und Höfen an der Kütterheide. Im 19. Jahrhundert war das Damen Gut laut Lentzen im Eigentum von Heinrich Buscher. Heinrich Buscher war eine bekannte Persönlichkeit in Fischeln. Er gehörte viele Jahre dem Gemeinderat an und vertrat auch die Interessen im Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde St. Clemens. Bis in die 1970er-Jahre wurde das Damen Gut landwirtschaftlich genutzt. Das ehemalige Damen Gut wurde von dem Fischelner Ehepaar Robert Reichling und Elga Lehari-Reichling zusammen mit der Firma Hambloch 2007/2008 unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten revitalisiert. Es wird zu Wohnzwecken genutzt.

Die Südschule ist aus der „Schule im Dorf“, der Marienschule (siehe Nr. 19), hervorgegangen. Mit dem Bau von zwei Klassenräumen wurde im Frühjahr 1877 begonnen, die am 8. Mai 1878 ihrer Bestimmung übergeben wurden. Die Schulverhältnisse waren weiterhin nicht ideal, die Schule musste deshalb nochmals um zwei Räume erweitert werden. Im Jahre 1884 wurde die Südschule mit vier Schulklassen selbstständig, insgesamt wurden damals 285 Kinder unterrichtet. Im Oktober 1888 wurde der nächste Schulerweiterungsbau fertig gestellt. Heute lautet die offizielle Bezeichnung: Südschule, Städt. Gemeinschaftsgrundschule. 2008 wurden in einem Erweiterungsbau eine Mensa und ein Verwaltungsbereich eingerichtet. In dem Neubau befinden sich auch Gruppenräume für den offenen Ganztag. Ein weiterer Bauabschnitt umfasst die Erweiterung des direkt an der Kölner Straße gelegenen Altbaus um sechs Unterrichtsräume mit Nebenräumen. Für diese Erweiterung musste das Gebäude, in dem sich früher die bekannte Gaststätte „Zum Südpol“ befand, weichen. Rund 275 Schülerinnen und Schüler werden heute (Schuljahr 2010/11) an der Südschule unterrichtet. Wichtige Merkmale des Unterrichts sind das jahrgangsübergreifende Lernen und das gemeinsame Lernen behinderter und nicht behinderter Kinder.

Hagelkreuz, Erbaut 1637

Das Hagelkreuz trägt die Inschrift „Trophäum pacis“ (Friedenszeichen) und stand ursprünglich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Aufstellung und das Gebet vor dem Hagelkreuz sollten die Menschen vor Hagel und Missernten schützen. Das Kreuz gehört zu einer Reihe von Kreuzen und Stationen um die „Sieben Fußfälle“. Am Palmsonntag zieht die so genannte „Römerfahrt“, wie der Buß- und Bittgang in Fischeln genannt wird, von der St. Clemenskirche ausgehend zum Hagelkreuz und danach im weiten Bogen an Bauerngehöften, Feldern und Neubausiedlungen vorbei zurück zum alten Kreuz in der Pfarrkirche. Der Ursprung der Römerfahrt liegt vermutlich in Jerusalem. Von dort brachten fromme Orientpilger den Brauch, den Leidensweg Christi in einer Prozession nachzuvollziehen, nach Europa, wo er zunächst in Rom heimisch wurde. Wer mit der Palmsonntagsprozession zu den sieben römischen Hauptkirchen zog, erhielt zum Zeichen der Sündenvergebung den päpstlichen Ablass. Die gleichen Ablässe verlieh seit 1394 Papst Bonifatius IX. den Kölnern, wenn sie am Palmsonntag zu den sieben ältesten Pfarrkirchen Kölns pilgerten. Pfarrer Bartholomäus Beckers, ein geborener Kölner und ehemaliger Pfarrer an St. Ursula in Köln, führte die Römerfahrt im Jahre 1858 in Fischeln ein. Da nicht genügend Kirchen zur Verfügung standen, beschränkte man sich auf die „Sieben Fußfallstationen“, die es bereits vorher gab. Die Patenschaft für die Pflege und Instandhaltung der Fußfallstationen hat die St. Sebastianus-Bruderschaft an St. Clemens Fischeln e.V. übernommen.

„Knall-Jatz“

Wer durch die „Knall-Jatz“ geht, weiß sofort, woher der Name kommt. In früheren Zeiten trugen die Menschen „Holzschuhe“. Bedingt durch den schmalen Durchgang und die seitlich hohen Mauern, erzeugen die Holzschuhe auf dem Gehpflaster einen entsprechenden Lärmpegel. Daher kommt der Name „Knall-Jatz“. Die „Knall-Jatz“ verläuft schräg gegenüber der St. Clemens-Kirche von der Marienstraße zur Saassenstraße. Sie ist ein Zeugnis der alten dörflichen Strukturen unseres Heimatortes.

Pfarrkirche St. Clemens

Der romanische Kirchturm von St. Clemens zählt neben dem romanischen Kirchturm von St. Matthias Hohenbudberg (Uerdingen) mit zu den ältesten Baudenkmälern in Krefeld. Der Kirchturm stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist aus Tuffstein gemauert. Er weist die typischen Gestaltungsmerkmale niederrheinischer Dorfkirchen auf. Das gotische Langhaus wurde im 12. Jahrhundert erbaut, das Nordschiff im 14. Jahrhundert und das Südschiff im Jahre 1750 in den gotischen Formen der bereits bestehenden Kirchenschiffe. Diese entstanden auf den Fundamenten der Vorgängerbauten. Während des truchsessischen Krieges (1583-1588) wurden die Kirche und der Turm stark beschädigt. Der Turm wurde 1586 wieder hergestellt. 1594 und 1597 wurden die Gewölbe der Kirche erneuert. Die erste urkundliche Erwähnung fand im Jahre 943 durch den Bischof Balderich von Utrecht in einer Erklärung zu einem halben Patronatsanteil einer Kirche in der „villa fiscolo“ (Fischeln) statt. Bei Sanierungsarbeiten in den Jahren 1965-1967 wurden Überreste einer kleinen Kirche aus dem 10. Jahrhundert freigelegt. Nach den Plänen des Kölner Diözesanbaumeisters Vincenz Statz wurde die Kirche in den Jahren 1867/1868 durch ein neues, dreischiffiges Querhaus erweitert. Am 14. Oktober 1868 wurde es durch den Erzbischof von Köln, Paulus Melchers, feierlich übergeben. Die St. Clemenskirche ist mit wertvollen, ansprechenden Heiligenfiguren ausgestattet. Die älteste Figur aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigt den Hl. Antonius. Aus dem 17. Jahrhundert stammen die Figuren des Hl. Clemens und des Hl. Sebastianus. Die Figur des Hl. Matthias stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Kirchenbänke wurden 1752 gefertigt. Johann Osterspey schuf Ende des 18. Jahrhunderts die Darstellungen eines dynamischen Gott-Vater, sowie Johannes dem Evangelisten, Petrus und Josef. Der Hochaltar wurde im Jahr 1900 aufgestellt. Der Marienaltar stammt aus dem Jahre 1910, der Sebastianusaltar aus dem Jahre 1916. Der Hauptaltar sowie die beiden Nebenaltäre wurden von Tenelsen um 1900 geschaffen. Die St. Sebastianus-Bruderschaft an St. Clemens hat für den Sebastianus-Altar eine Patenschaft übernommen. Der Clemensplatz mit altem Baumbestand wird von alten zweigeschossigen Bauten eingerahmt. Sie geben mit ihrer Schlichtheit dem romanischen Turm der Kirche und seinen Gliederungen einen würdigen Rahmen.

Restaurant „Zum Burghof“, Erbaut 1906

Auf der Grundfläche des heutigen Restaurants „Zum Burghof“ stand schon im 16. Jahrhundert das Gut „Molenhof“. Bereits im Jahr 1516 wurde ein „Peter in gen Molen“ erwähnt. 1736 hatte dieses Gut 42 Morgen landwirtschaftliche Fläche in der Bewirtschaftung. 1859 wurde auf dem Gut ein „Römisches Grab“ freigelegt. Als Grabbeigaben entdeckte man römische Krüge, Teller und eine Bronze-Münze. Eigentümer dieses Anwesens war Mitte des 19. Jahrhundert die Familie Burchartz. Im Jahre 1906 wurde das heutige Gebäude, ein Wohnhaus mit Gasthof im Jugendstil errichtet. Josef Gietz übernahm die Gaststätte im Jahr 1920 von Josef Finck.

1929 wurde für das Lokal so geworben: „Großes Ausflugslokal, schöne Gesellschaftsräume, schattiger Garten, Tanz im Freien, Veranstaltungssaal und Parkett-Kegelbahn“.

Der Burghof ist die letzte Gastronomie in Fischeln, deren Veranstaltungssaal heute noch genutzt wird und ist damit vielfach Mittelpunkt des gesellschaftlichen, politischen und Vereins-Lebens in Fischeln.

Bäkerhof, Erbaut 1779

Der Beekerhof (Bäkerhof) wurde 1779 erbaut. Auf dem Gelände stand ursprünglich das Havels-Gut. Das Gut war im 16. Jahrhundert der Kirche rentpflichtig. Im Jahre 1721 befand es sich im Besitz der Eheleute Rutgerus Havels und Bilgen KleinBeeker. Zu einem späteren Zeitpunkt ging der Name Beeker (Bäker) auf das Gut über. Heute ist der Hof im Eigentum der Familie Blum. Er wurde bis in die 1990er-Jahre von der Spar- und Darlehenskasse und der landwirtschaftlichen Absatzgenossenschaft genutzt.

Pfarrhaus, Erbaut 1729

Das Pfarrhaus (Pastorat) bewohnte bereits im 17. Jahrhundert der Pfarrer der Kirchengemeinde St. Clemens. Eigentümer dieses Hauses war jedoch der „Jesuiten-Orden“ zu Köln. 1690 wurde Adamus Wiertz Pfarrer an St. Clemens. Er stammte aus einer vermögenden Familie und entwickelte sich zum Wohltäter der Gemeinde, insbesondere durch sein Wirken für das Schulwesen. Pfarrer Wiertz erwarb das Pfarrhaus mit Garten für 450 Reichstaler. Am 16. Oktober 1728 wurde das Dorf von einem Großfeuer heimgesucht. 12-13 Häuser einschl. Pfarrhaus, Schule und Küsterhaus wurden völlig zerstört. 1729 wurde das Pfarrhaus neu erbaut. Der Neubau kostete 1.020 Reichstaler. Die Erstellungskosten wurden von Pfarrer Wiertz übernommen. Über dem Türsturz wurde ein Stein mit dem Zeichen der Jesuiten, J H S (Jesus Christus Salvator = Erlöser) und A W 1729 eingesetzt. An der Hofseite sind die Maueranker A W P F - Adamus Wiertz Pfarrer Fischeln in die Hauswand verankert. Das Pfarrhaus ist ein weigeschossiger Putzbau in fünf Achsen mit Walmdach. Pfarrer Adamus Wiertz starb am 14. Juni 1733 im 43. Seelsorgerjahr als Pfarrer an St. Clemens. Er verfügte in seinem Testament vom 23. August 1732, dass dieses Gebäude nach seinem Tod in das Eigentum der Pfarre übergeht und zukünftig als Wohnhaus des Pfarrers von St. Clemens genutzt werde. Im Jahre 1960 wurde das Pfarrhaus saniert und mit einem Anbau erweitert.

Saassenhof, Erbaut um 1780

Die Familie Saaßen taucht in der Geschichte Fischelns immer wieder auf. Der Name begegnet dem an der Ortshistorie Interessierten in Standesamtsunterlagen, in Einwohnerlisten, als Gutsbesitzer, Rentner, ja sogar als Gastwirt. Der Name „Saassenhof“ für das Altenheim wurde gewählt, weil der Familienname Saaßen mit dem Grundstück Clemensstraße 15 mehrfach verbunden ist. Laut Johann Peter Lentzen (1860) gehörte das Haus zu denjenigen Häusern an der Clemensstraße, die um 1780 erbaut wurden. Ein kleines Gut unter dem Namen Sterken war dort aber bereits 1750 vorhanden. Im Jahre 1800 hatte es 17 Morgen Land und stand im Eigentum von Peter Jakob Saaßen. Die Scheune dieses Betriebes enthält noch heute ein Eichenständerwerk mit der Balken-Inschrift:

„Dieser Bau stehet in Gottes Hand Gott bewahre ihn für Feuer und Brand Conradus Stercken, Maria Catharina SaassenAnno 1800 den 13. May“

Conrad Sterken wurde um 1760 in Fischeln geboren und starb vor 1848. Am 30. April 1812 heiratete er Catharina Buscher, die um 1778 in Fischeln geboren wurde und dort am 4. Januar 1848 starb. Ihre Eltern waren Joan Buscher und Maria Agnes Saaßen aus Fischeln. Um 1800 gab es in Fischeln in diesem Haus die Wirtschaft „Saaßen im Anker“. Die Einwohnerliste von 1844 sagt auf Seite 20 über das Haus „Dorf 122“ – das ist heute die Clemensstraße 15 –, dass dieser Hof im Eigentum der Catharina Buscher, Witwe von Conrad Sterken, war, 50 Morgen Land hatte, 2 Pferde, 7 Kühe und dass eine Brennerei betrieben wurde. Nach dem Tod dieser Witwe Sterken, genannt Buscher, fiel der Besitz auf unbekannten Wegen wieder an die Familie Saaßen. Von der Erbengemeinschaft Saaßen/Ossenbach erwarb die St. Sebastianus-Bruderschaft an St. Clemens Fischeln am 18. November 1991 den Grundbesitz für die Errichtung des Altenheimes „Saassenhof“. In der Bauphase von 1994 bis 1996 wurden ein Neubau errichtet, sowie die alten Hofgebäude restauriert. Seit 1996 ist der „Caritasverband Krefeld“ Träger des Altenheimes „Saassenhof“.

Erste Fischelner Poststelle, Erbaut 1848

1848 richtete der Schenkwirt Peter H. Dickmann die erste Poststelle in Fischeln ein. Er starb 1878. Theodor Schmitten erwarb das Gebäude am 25. Juli 1899 von dem Fruchthändler Jakob Schmitz. Er war ein engagierter Mitbürger und bis zur Eingemeindung im Jahre 1929 nach Krefeld als Gemeinderatsmitglied tätig. 1902 wurde er Schützenkönig der Bürger-Schützen-Gesellschaft 1451 Fischeln. Die Familie Schmitten betrieb die Gaststätte und das „Hotel zur Post“ fast 100 Jahre lang. 1995 wurde das Gebäude von der Firma Hambloch erworben und revitalisiert.

Diebershof, Erbaut 16. Jh.

Im Jahr 2000 wurde von der Firma Hambloch im Haus Hees 17 der alte „Diebers Hof“ entdeckt und revitalisiert. Der Diebers Hof stammt aus dem 16. Jahrhundert. Ein erster Hinweis findet sich auf der Karte von Johann Peter Lentzen, danach hat der Hof schon im Jahr 1594 unter diesem Namen existiert. Der Diebers Hof war über die Jahrhunderte mit immer neuen An- und Umbauten verdeckt worden. In Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde wurde er freigelegt und mit viel Liebe restauriert. Er ist das einzige niederrheinische Hallenhaus, welches in situ (an seinem alten Standort) erhalten ist, und wurde im Jahr 2000 in die Denkmalliste der Stadt Krefeld aufgenommen. Das große Fachwerkgebäude - ein Fünfgebindegebäude - ist bedeutend für die Geschichte des Niederrheins. Es zeigt eine wichtige über Jahrhunderte in der hiesigen Region übliche Lebensform der Menschen, die alle wesentlichen Funktionen - Wohnen, Vieh- und Vorratshaltung - unter einem Dach vereinte.

Hees und Raderfeld

Hees

Die Straße Hees gehört zu den ältesten Straßen Fischelns. Hees bedeutet übersetzt Geest, das heißt Sandrücken. Dies beschreibt, dass das Gelände zum Fischelner Bruch abfällt. Um 1497 gab es einen Heeser-Hof, der später auch Renen-Hof genannt wurde. Laut Johann Peter Lentzen war er aber schon 1720 „unbedeutend“. 1922 wohnten im Hees 79 Familien mit Kindern, ohne Wasserleitung und Kanal, teilweise auch ohne elektrischen Strom und Gas. 1930/1931 wurde die Straße an das Kanalnetz und die Wasserversorgung angeschlossen. Durch Neugestaltung in den 1990er-Jahren bekam die Straße einen neuen Charakter. Das Hees ist wohl eine der schönsten und ältesten Straßen in unserem Stadtbezirk geworden.

Raderfeld

Die Bezeichnung Raderfeld findet man schon in der Karte von Johann Peter Lentzen, die Fischeln im Jahr 1594 darstellt. Raderfeld bedeutet Rodungsfeld. Bereits in dieser Karte ist das Raderfeld als eine mit Bäumen eingesäumte Straße eingezeichnet. Das östliche Gelände trägt den Flurnamen „Raderfeld“. Von 1914 bis 1929 - bis zur Eingemeindung Fischelns nach Krefeld - hieß die Straße noch Bruchstraße. Im Wegelagerbuch von 1857 war die Straße als „Haeser Lindeweg“ eingetragen, vermutlich benannt nach einer alten Linde, der „Haeser Linde“, die an der Kreuzung Raderfeld/Eichhornstraße stand.

Wohnhaus Raderfeld 39, Erbaut 1711

Das Haus wurde 1711 von Tilmann und Anna Foerskens errichtet. Die Balkeninschrift lautet:

„Anno 1711 JHS den 6. August.
Dis Haus steht inn Gottes Hand.
Gott bewar es fur Sturm Wind und Brand“

Das Gebäude – früher einmal eine Schmiede - ist heute noch in Privateigentum und wird zu Wohnzwecken genutzt.

Bahnhofsgebäude Fischeln der elektr. Schnellbahnstrecke Düsseldorf – Krefeld, auch „Bahnhöffke“ genannt

Am 15. Dezember 1898 wurde der Betrieb auf der ersten elektrischen Schnellbahn-Strecke Europas zwischen Düsseldorf und Krefeld aufgenommen, heute bekannt als „K-Bahn“. Dem Charakter der damaligen Schnellbahn – sie fuhr mit ca. 40 km/h – entsprechend, besaß die Strecke eine vollkommen vom Straßennetz abgekoppelte Trasse. Diese mied naturgemäß die Zentren der von ihr berührten Ortschaften. Die Anlage erforderte somit kleine Haltestationen an der Peripherie der jeweiligen Gemeinden. Zeittypisch wählte man hierfür ein Empfangsgebäude mit malerischen und unterschiedlich geformten Elementen. Zunächst entstand im Einklang mit dem Konzept ein parallel zum Gleiskörper geführter Backsteinbau, dem im Norden rechtwinklig einübergiebelter Trakt in Fachwerkbauweise angefügt wurde.

Im Jahre 1905 wurden ein Süd- und Nordtrakt angebaut. Seit mehr als einem Jahrhundert wird im Bahnhofgebäude eine Gastronomie unterhalten. Zur Zeit wird unter dem Namen „U 76“ – das ist die offizielle Bezeichnung der Verbindung zwischen Düsseldorf und Krefeld - eine Gaststätte mit Biergarten betrieben.

Wohnhaus Anrather Straße 27, Erbaut 1970/71

Das Gebäude wurde 1970/71 als Ersatz für ein aus dem Jahre 1750 stammendes zweigeschossiges Fachwerkgebäude errichtet. Der Neubau aus Backstein entstand nach den Plänen des Krefelder Architekten Heinz Bienefeld. Bienefeld, der 1996 posthum für sein Lebenswerk vom Bund Deutscher Architekten mit dem großen BDA-Preis ausgezeichnet wurde, hat dieses Haus für die Familie seiner Schwester geplant und ausgeführt. Das Wohnhaus ist ein wichtiger Bestandteil für die neuere Baugeschichte. Es dokumentiert die Bienefeld ́sche Auffassung asketischer Einfachheit im Bauen; für seine Erhaltung sprechen baugeschichtliche und städtebauliche Gründe. Das Gebäude ist bedeutend als Teil des in seiner Gesamtheit ausgezeichneten Lebenswerkes von Heinz Bienefeld.

Ehemaliges Armenhaus, Erbaut 1723

In Fischeln gab es bereits im 17. Jahrhundert eine Armenverwaltung. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, Stiftungen für die Armen zu verwalten, sie mit Lebensmitteln, Wohnraum und Unterstützungsgeldern zu versorgen, sowie die Armen-Krankenpflege zu organisieren. Frau Catharina Margarete Klump vermachte ihr Haus im Jahr 1842 der Armenverwaltung. Ab 1845 diente das zweigeschossige Fachwerkhaus als „Armenhaus“ der Gemeinde Fischeln. Das Gebäude wurde in die Denkmalliste der Stadt Krefeld aufgenommen. Es ist heute in Privateigentum und wird zu Wohnzwecken genutzt.

Ehemaliges Krankenhaus, Erbaut 1911

Das Fischelner Gemeindekrankenhaus wurde am 25. November 1911 eröffnet. Die Krankenpflege versahen fünf Schwestern der Augustinerinnen aus dem Mutterhaus in Neuss. Als leitender Arzt war Dr. Johannes Wolfers tätig, nach dem die Wolfersstraße benannt ist. Nach der Eingemeindung Fischelns zu Krefeld im Jahr 1929 wurde das Fischelner Krankenhaus Teil der Städtischen Krankenanstalten. Bevor das Krankenhaus errichtet wurde, lag an dieser Stelle der „Wimmershof“, der bereits im Jahre 1439 urkundlich erwähnt wurde. Heute sind dort eine Kindertagesstätte und der Arbeiter-Samariter Bund untergebracht.

Marienschule und Mariensäule, Erbaut 1851/52

Der Grundstein für die Marienschule wurde am 6. September 1851 gelegt. Der Schulbau wurde 1852 fertig gestellt. Das Backsteingebäude bestand zunächst aus einer Lehrerwohnung und zwei Klassen. Eine dritte Klasse wurde im Erdgeschoss eingerichtet. Räume für die 4., 5. und 6. Klasse wurden in den Jahren 1856, 1859 und 1861 angebaut. 1915 wurde ebenfalls am Marienplatz ein Bau mit sechs Klassenräumen und einer Schulküche errichtet. Dieser Bau, der die katholische Volksschule beherbergte, wird heute als Nebengebäude der Grundschule Wimmersweg genutzt. 1854 bildete sich ein Ausschuss, ein sogenanntes Comité, von mehreren jungen Männern, die freiwillige Spenden sammelten, um auf dem nicht mehr genutzten früheren Friedhof – der neuen Schule gegenüber – ein Marienstandbild aufzustellen. Der Gemeinderat gab am 3. Oktober 1855 seine Einwilligung zur Aufstellung einer Säule. Bereits zwei Monate später, am 6. Dezember 1855, wurde eine Mariensäule aufgerichtet. Damit bekam die Schule ihren Namen „Marienschule“ und der gesamte Platz heißt seitdem „Marienplatz“. Die Mariensäule wurde von dem Kölner Bildhauer Hilgers (Madonna) und dem Uerdinger Steinmetz Louis Dicht (Sockel) entworfen und gefertigt. Sie ist in dieser Form eine der ersten Darstellungen des Marienbildes im öffentlichen Raum und damit eine der ältesten im protestantisch geprägten Preußen im 19. Jahrhundert. Die Mariensäule wurde am 8. Dezember 1855 von Pfarrer Wilhelm Heinrich Heinrichs eingeweiht und ist seitdem ein Wahrzeichen Fischelns. Die Patenschaft für die Pflege und Instandhaltung hat die St. Sebastianus-Bruderschaft an St. Clemens übernommen.

Mühle, Erbaut 1812/13

Die ehemalige Windmühlenanlage besteht heute noch aus dem „Mühlenstumpf“ und den eingeschossigen Anbauten, dem ehemaligen Maschinen- und Kornhaus. Mit dem Bau der sog. „Holländischen Steinmühle“ in Backstein wurde am 12. August 1812 begonnen. Bei dieser in genügender Höhe über den Bodenwirbeln errichteten Windmühle war nur die als Dach dienende Kappe, die Haube, drehbar. Die vier holzgefertigten Flügel des Windrades waren an einem Kreuzkopf befestigt, der am Ende einer Holzwelle angebracht war. Der Bau dieser Mühle wurde im Auftrag einer Bauernvereinigung durchgeführt und 1813 vollendet. 1846 wurden ergänzend ein Schuppen und ein Wohnhaus gebaut. In der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 1848 brannte die Innenausstattung der Mühle vollständig aus, die Wiederherstellung erfolgte 1849. 1884 wurde die Mühle durch einen Blitzschlag stark beschädigt. Trotz des Einbaus einer Dampfmaschine konnte die Mühle mit den inzwischen entstandenen Großmühlen in Krefeld und Neuss nicht konkurrieren. 1911 wurde die Windmühle stillgelegt. Im Jahre 1914 erfolgte die Umwidmung der Mühle zu Wohnzwecken, nachdem die Mühlen steine mit entsprechender Mahlvorrichtung entfernt wurden.

Der Mühlenstumpf – wie auch die Anbauten – werden heute zu Wohnzwecken genutzt.

Robert Reichling GmbH & Co. KG

Mit der Industrieansiedlung auf Fischelner Gebiet in den Jahren nach 1880, siedelte sich auch die Kesselschmiede der Brüder Johann + Leonhard Schumacher an. Im Adressbuch von 1888 annoncieren sie ihre „Fabrik für Dampfkessel und Eisen-Constructionen“. Außerdem produzierten sie „Eiserne Schornsteine“, „Gasrohre für Walzwerke und Hochöfen“, „Braupfannen und Kühlschiffe“ (Behälter aus Kupfer und Stahlblech, die entsprechend die heiße Brauwürze auf niedrigere Temperaturen fahren). Diese werden in Bierbrauereien eingesetzt. Im Jahre 1899 wurde die Kesselschmiede der Brüder Schumacher von der Firma Robert Reichling & Co. KG aus Dortmund aufgekauft. Die Firma Reichling fertigte Wasserreinigungsanlagen und war die erste und älteste Spezialfirma auf diesem Gebiet in Deutschland. Das Ruhrgebiet mit seinen vielen Zechen war zunächst Hauptabnehmer für Kesselspeisewasseraufbereitungsanlagen. Die Verwaltung zog erst im Jahre 1924 von Dortmund nach Krefeld. Bis Anfang der 1930er-Jahre wurden jedoch auch noch Dampfkessel gefertigt. Die letzten Dampfkessel erhielten die Städtischen Krankenanstalten Krefeld. Da die Anforderungen an die Wasserqualität immer höher wurden, konzentrierte man die Fertigung nur noch auf Wasseraufbereitungsanlagen. Das Leistungsprogramm wurde durch die Herstellung von kompletten Pumpwasserwerken, von Ionenaustauschern sowie Anlagen für die Enthärtung und Entsalzung von Kesselspeise- und Fabrikationswässern mit Einsatzgebiet in der Zuckerindustrie erweitert. Ein weiteres Spezialgebiet war der Bau von Badewasserumwälzanlagen für Frei- und Hallenbäder, u. a. für die Schwimmbäder an der Neusser Straße und in Bockum. In der Hochkonjunktur wurden bis zu 200 Mitarbeiter (überwiegend Fischelner Mitbürger) beschäftigt. Im Jahre 1970 wurde die Firma Robert Reichling GmbH & Co. KG an das Maschinenbauunternehmen Buckau–Wolf AG in Grevenbroich veräußert. Die Produktion in Krefeld wurde im Jahre 1975 aufgegeben und nach Grevenbroich verlagert. In den 1980er-Jahren übernahm der Krupp-Konzern die Unternehmensaktivitäten von Buckau-Wolf. Ende der 1980er-Jahre erwarb die Stadt Krefeld das Firmengelände und das Privatwohnhaus vom KruppKonzern. Der „Stadtpark Fischeln“ wurde um die inzwischen renaturierte Industriebrachfläche der Firma Reichling erweitert.

Früheres Bethaus der Jüd. Gemeinde, Erbaut Mitte des 19. Jh.

Die meisten Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Fischeln waren als Metzger und Viehhändler tätig, einige auch im Textil- und Altwarenhandel. Auch Sanitätsrat Dr. med. Josef Wedel gehörte zur jüdischen Gemeinde Fischelns. Er war Mitbegrün der der freiwilligen Sanitätskolonne Fischeln im Jahre 1892. Die Wedelstraße wurde nach ihm benannt. Ab dem Jahre 1880 wurde im oberen Stockwerk des Hauses Marienstraße 37, das Rundbogenfenster aufweist, ein Betraum eingerichtet. Eigentümer des Gebäudes war die jüdische Familie Falkenstein. Kurz vor Beginn des ersten Weltkriegs, also gut 15 Jahre vor der Eingemeindung Fischelns, zogen einige jüdische Familien nach Krefeld. Dadurch wurde die Kultusgemeinde so stark verkleinert, dass sie ab dem Jahre 1910 keine eigenen Gottesdienste mehr feierte und sich der Synagogengemeinde Krefeld anschloss. Das Haus ist heute noch in Privateigentum und wird zu Wohnzwecken genutzt.

Markuskirche, Erbaut 1957/58

Der kubische Stahlbetonbau mit Sichtmauerwerk und Flachdach entstand nach den Plänen des Krefelder Architekten Dipl.-Ing. Rudolf Esch. Die Kirche steht als typische Vertreterin des Kirchenbaus in der Nachkriegszeit seit 1998 unter Denkmalschutz. Am Straßenrand steht als Campanile ein viergeschossiger Stahlbetonglockenturm, der nur im Glockengeschoss geschlossen ist. Dem quadratischen Kirchenraum ist ein eingeschossiger, ebenfalls flachgedeckter Baukörper mit Räumen für das Gemeindezentrum vorgelagert. Um das Edelstahlportal befindet sich eine in Betondickglastechnik ausgeführte Verglasung nach dem Entwurf von Frère Marc de Taizé, der auch den Abendmahlstisch aus Edelhölzern und die Bleiverglasungen zwischen den Betonpfeilern der Außenwände gestaltet hat. Der erste Spatenstich zum Kirchenbau erfolgte am 17. November 1957, die Grundsteinlegung am 26. Januar 1958. In Anwesenheit des Bezirkspfarrers Wolfgang Elfrath und der Bezirkspresbyter Friedrich Hain, Erich Müller und Hermann Wolfs legte der Präses des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde zu Krefeld, Pfarrer Theodor Horning, den Grundstein mit den Worten: „Im Glauben Jesu Christi – des Sohnes Gottes – legen wir diesen Grundstein zu einem Gotteshause damit an diesem Orte dereinst der wahre Glaube gepredigt, die heiligen Sakramente gespendet und diese Stätte gebraucht werde zum Gebet und zur Anrufung des dreieinigen Gottes – des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen“ Eingeweiht wurde die Kirche am 7. Dezember 1958.

Rathaus Fischeln, Erbaut 1910

Am 25. Oktober 1907 beschloss der Gemeinderat die Baupläne und den Neubau des Fischelner Rathauses. Die Bausumme betrug 110.000,00 Goldmark, einschließlich der Einrichtung. Die sehr abwechslungsreich gestalteten Bauteile drücken den nach der Jahrhundertwende beliebten, malerischen Charakter der Architektur aus, was sich auch bei Rathäusern in Giebeln, Erkern, durch Schweifungen herbeigeführte Unruhe, besonders aber in den die Silhouette prägenden Türmen niederschlägt. Als das neue Rathaus am 1. August 1910 seiner Bestimmung übergeben wurde, erhielt auch die Gemeinde-Sparkasse neue Räume. Zum 1. August 1929 wurde die Gemeinde Fischeln nach Krefeld eingemeindet. Die Gemeinde-Sparkasse wurde Zweigstelle der Städtischen Sparkasse Krefeld, (heute Sparkasse Krefeld). Am 10. März 1965 bezog die Hauptzweigstelle Fischeln neue Ge-schäftsräume in einem Neubau im Ortskern auf der Kölner Straße. Im Rathaus, in dem die Bezirksvertretung tagt, ist heute auch der Bürgerservice der Stadt Krefeld für Fischeln und die Bezirksdienststelle der Polizei untergebracht. Außerdem nutzt derzeit der Bürgerverein Fischeln e.V. den Keller für sein umfangreiches Archiv.

Wohnhaus und Brotfabrik C. Hauses, Erbaut 1889

Die Brotfabrik C. Hauses + Co. wurde 1889 im Ortskern von Fischeln gegründet. Mehr als 80 Jahre gehörte dieses Bauwerk mit seinem 24 Meter hohen Schornstein zum Ortsbild. Schon zur Firmengründung hatte die Fabrik moderne Auszugsöfen und moderne Maschinen. Sie war immer auf dem neuesten Stand der Technik. Der Sohn des Gründers, Hans Hauses, trat 1919 als Gesellschafter in die Firma ein und übernahm sie nach dem Tode von Carl Hauses als alleiniger Inhaber. Bedingt durch den geringeren Brotverzehr im Zuge der Umstellung der Ernährung und wegen der Stilllegung vieler Einzelhandelsgeschäfte wurde die Produktion zum 31. Dezember 1969 eingestellt. Die Betriebsflächen wurden neu bebaut und werden seitdem von zwei Großraum-Einzelhandelsgeschäften genutzt.

Wohnhaus eines ehem. Hauswebers

Mit dem Ende der „Napoleonischen Zeit“ lebten in den 1820er-Jahren in Krefeld Handel und Gewerbe wieder auf, insbesondere die Seidenfabrikation. An dem selbstständigen Fischeln ging der Aufschwung zunächst vorbei. Die meisten Bewohner verdienten ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft. Das änderte sich, nachdem sich junge Männer aus Fischeln in der Stadt zu Webermeistern ausbilden ließen. Bald war aus den kleinen Weberhäusern das charakteristische Klappern der Handwebstühle zu hören. Für ihr sicheres, aber bescheidenes Einkommen mussten die Hausweber und ihre Familien täglich sehr lange arbeiten. Der tüchtige Webermeister, der in der Stoff-, Seiden- und Samtweberei tätig war und sein Handwerk sehr gut beherrschte, war in der Gemeinde aber auch bei den Fabrikanten eine angesehene Person. Ein Pfarrer sagte dazu einmal: „Die Weber sind schwer zu lenkende Leute, sie denken zu viel“. In der Blütezeit der Hausweber, im Jahre 1880, waren laut Steuerliste 471 Hausweber in Fischeln tätig. Insgesamt zählte Fischeln damals 5431 Einwohner. Die mechanischen Webstühle mit der industriellen Produktion in der Fabrik verdrängten mit der Zeit die Hausweber. Die letzten Hausweber in Fischeln waren die vier „Former-Jonges“, die Brüder Wilhelm (1856-1938), Peter (1857-1938), Clemens (1862-1940) und Heinrich (1867-1937). Sie hörten 1930 mit der Hausweberei im Formerhaus, heute Kölner Straße 467, auf. 1830 – 1930: 100 Jahre Hausweberhandwerk in Fischeln gingen damit zu Ende. Die „Former-Jonges“ waren in Fischeln ein Begriff. Sie waren friedliebende Menschen, die niemanden etwas zuleide taten. Und doch gab es in Fischeln ein geflügeltes Wort, wenn jemand zu dreist wurde. „Paß op, ech schick dech die Former-Jonges op den Hals“, hieß es dann warnend.

Pfarrkirche St. Bonifatius, Erbaut 1916/1959

Die Industrieansiedlung des „Stahlwerkes“ zum Ende des 19. Jahrhunderts und der dadurch bedingte Zuzug von Arbeitern mit Familien machten den Bau einer neuen Kirche notwendig. Die Gründung eines Kirchenbauvereins durch Dr. Peter Gratzfeld, Pfarrer an St. Clemens Fischeln, wurde am 29. September 1912 vollzogen. Grundstücksschenkungen von Seiten der AG Vulkan machten den Bau einer Notkirche möglich. Am 2. April 1916 wurde die katholische Kirche St. Bonifatius geweiht. Sie war zunächst eine Tochterkirche von St. Clemens Fischeln. Am 1. April 1921 wurde die Kirchengemeinde zu einer eigenständigen Pfarre „St. Bonifatius“ erhoben. Da die Pfarrgemeinde durch Neubürger nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs, wurde eine größere Kirche erforderlich. Wieder wurde ein Kirchenbauverein ins Leben gerufen. Das Edelstahlwerk stellte Bauland zur Verfügung. Am 20. und 21. Juni 1959 wurde die von Emil Steffan gestaltete Kirche nach einjähriger Bauzeit durch Bischof Johannes Pohlschneider geweiht. Das heutige Kirchenzentrum St. Bonifatius ist aus Gründen der Ortsgeschichte eine Kirchenoase in einer von Arbeitern und Angestellten geprägten Wohnsiedlung unweit des Edelstahlwerkes der ThyssenKrupp Nirosta GmbH.

Gemeinde Gasanstalt, Erbaut 1910/1911

Als die Zahl der Haushaltungen in der Gemeinde Fischeln – vor allem in den Ortsteilen Königshof und Stahldorf – immer stärker wuchs und auch viele Bewohner der Nebenstraße einen Gasanschluss wünschten, beschloss der Gemeinderat am 6. Juli 1908, ein eigenes Gaswerk zu bauen. Die Kostenschätzung belief sich auf 270.000 Mark. Vom Gutsbesitzer Hermann Oediger wurde ein vier Morgen großes Grundstück an der Feldstraße (heutige Vulkanstraße) zum Preis von 16.000 Mark gekauft. Am 3. November 1909 genehmigte der Gemeinderat die Aufnahme von einem Darlehen in Höhe von 320.000 Mark bei der Kreissparkasse Crefeld zu 4 % Zinsen und 1,5 % Amortisation. Errichtet wurde die Gasanstalt – abgesehen vom Gasbehälter - von dem Krefelder Bauunternehmer Bienefeld. Friedrich Krieger aus Haselünne (Emsland) kam im Oktober 1910 als Gasmeister nach Königshof. Die Eröffnung der Gasanstalt erfolgt am 1. Januar 1911. Die Gaserzeugung stieg gleichmäßig an und betrug im Jahre 1928 vor der Eingemeindung 434.810 Kubikmeter. Hinzu kam noch die Ausbeute von Koks, Ammoniakwasser und Teer. 1925 betrug die Gesamtlänge des Rohrnetzes 19.461 Meter, und es gab 1.132 Gasabnehmer. Für die Straßenbeleuchtung - zuerst auf den Hauptverkehrs-Straßen der Gemeinde - wurden 64 Gaslaternen unterhalten. Vor der Inbetriebnahme der Gasanstalt wurde die Gemeinde ab 1894 von Krefeld aus mit Gas versorgt. Dafür war ein Gasliefervertrag mit den Gebrüdern Puricelli ausgehandelt worden, die damals die Eigentümer des Krefelder Gaswerkes waren. Nach einer Betriebszeit von nur 19 Jahren wurde die Kokerei in Königshof aufgegeben. Den Gaskessel nutzten die Stadtwerke Krefeld noch bis 1954. Im Jahre 1959 hat man den großen Stahlbehälter demontiert. Auf einem Teil des Geländes befindet sich noch heute eine Gasreglerstation. Von der ehemaligen Gasanstalt ist nur noch das zweigeschossige Wohnhaus erhalten. Die Eigentümer, das Ehepaar Horst und Helga Hannappel, haben es mit Feingefühl und hohem Kostenaufwand wunderschön instandgesetzt.

Gasthof Korff „Zum Königshof“, Erbaut 1792

Der neunachsige, zweigeschossige Backsteinbau mit geschlämmten Fassaden, Krüppelwalmdach und einem an der Längsseite zur Kölner Straße gelegenen Eingang in der Mittelachse war ursprünglich das Wohnhaus des 1792 neu erbauten Groß-Beeckerhofes. Zu diesem ansehnlichen landwirtschaftlichen Betrieb gehörten neben der Schankwirtschaft auch ein Kohlenhandel, eine Brauerei, eine Brennerei, eine Gemüsegärtnerei und eine Bäckerei. Außerdem war bis 1900 hier eine Posthalterei eingerichtet sowie eine Barriere (Schlagbaum), da der Hofinhaber bis 1875 Wegegeld-Erheber für die Benutzung der Landstraße durch Pferdefuhrwerke war. Durch An- und Ausbauten war die Gebäudegruppe die größte und als solche Mittelpunkt eines Umkreises, der später als Ortsteil den Hofnamen übertragen bekam. Der Name Königshof war seinerzeit eine für Wirtshäuser übliche Bezeichnung und leitet sich ungeachtet eines Königsbesuchs nicht zwangsläufig davon ab. Die Maueranker I H G B A C G B leiten sich von den Namen der Eigentümer, Johann Heinrich Groth-Beeker und Anna-Catharina Groth-Beeker ab. Später entstand der Name Groß-Beeckerhof. Erzählungen zufolge bewirtete der heutige Königshof oft hohe Gäste, wie 1795 den Kurfürsten Maximilian Franz (Sohn der Kaiserin Maria Theresia), 1804 und 1811 den Kaiser Napoleon I. und 1821 den preußischen König Friedrich Wilhelm III. Dieser soll auf Anregung des Landrates Cappe der Schankwirtschaft des Groß-Beeckerhofes den Titel „Zum Königshof“ gegeben haben. Bis 1994 war der Gasthof ein weit über die Krefelder Stadtgrenzen hinaus bekanntes Feinschmeckerlokal.

Herz-Jesu-Kirche, Erbaut 1897

Im August 1896 wurde die Genehmigung von kirchlicher und staatlicher Seite für die Errichtung einer Kirche in Königshof erteilt. Die Familie Korff stiftete dazu das entsprechende Grundstück. Finanziell wurde dieser Kirchenneubau durch den „Kapellenbauverein Königshof“ unterstützt. Die Backstein-Saalkirche mit halbrunder Apsis wurde am 26. September 1897 in einem feierlichen Hochamt geweiht, nachdem die Monstranz mit dem Allerheiligsten in einer Prozession von Fischeln aus zur neu erbauten „Herz-Jesu-Kirche“ getragen wurde. Die Seelsorge an der neuen Kirche übten zunächst die Kapläne von St. Clemens aus. Über zwei Jahrzehnte war die Herz-Jesu-Kirche eine Tochterkirche von St. Clemens. Am 7. September 1921 wurde der Bereich Königshof zu einer selbstständigen „Katholischen Kirchengemeinde“ mit der Pfarrkirche Herz-Jesu erhoben. Erster Pfarrer wurde Johannes Lefarth, nach dem eine Straße benannt wurde. Er war bereits ab 1918 Pfarr-Rektor in Königshof. Durch seine Bemühungen wurde das Rektorat Königshof eine eigenständige Pfarre. Pfarrer Lefarth war auch einer der „Gründerväter“ des Sportvereins „DJK Adler Königshof“. 1926 wurde er zum neuen Pfarrer an St. Josef in Düsseldorf berufen. Rund 60 Jahre später wurden nach einer wechselreichen Geschichte sogar der Abriss und Neubau der Kirche in Erwägung gezogen. Unter anderem Pfarrer Heribert Brück war es zu verdanken, dass die Kirche erhalten blieb. Nach gründlicher Umgestaltung und Sanierung übergab an Pfingsten im Jahr 1988 Architekt Franz Jörissen den Kirchenschlüssel an Bischof Dr. Klaus Hemmerle. Dieser reichte ihn an Pfarrer Heribert Brück mit den Worten weiter: „Alles ist Übergang. Ich überreiche Ihnen nun den Schlüssel für dieses Haus unseres beständigen Übergangs.“

Historische Chronologie

  • 2. Jahrh.

    Im Raum Fischeln sind zwei römische Villen nachweisbar.

  • 8. Jahrh.

    Vermutlich besteht eine erste Kapelle an Stelle der heutigen Clemenskirche

  • 943

    Erste urkundliche Erwähnung Fischelns und der Kirche

  • 1150 / 1170

    Kirchturmumbau der Clemenskirche

  • 1372

    Die Landwehr an der Gath wird erwähnt

  • 1388

    Fischeln kommt an das Erzstift Köln

  • 1453

    Erwähnung des St. Sebastianus-Bruderschaft an St. Clemens

  • 1572

    Fischeln zählt 52 Höfe und Häuser

  • 1631

    Schlacht an Hückelsmay im 30-jährigen Krieg

  • 1728

    Großbrand zerstört 12 Höfe, Schule und Küsterei

  • 1758

    Schlacht an Hückelsmay im 7-jährigen Krieg

  • 1794

    Fischeln wird von Napoleonischen Truppen besetzt

  • 1798

    Französische Verwaltung wird eingeführt

  • 1815

    Fischeln wird Preußisch

  • 1830

    Hausweberhandwerk entwickelt sich in Fischeln

  • 1848

    Erste Fischelner Poststelle

  • 1855

    Errichtung der ersten Mariensäule im Rheinland

  • 1877

    Garten- und Gemüsebau entwickelt sich durch die "Hämmer" aus Düsseldorf

  • 1883

    Dampfstraßenbahn nach Krefeld

  • 1897

    Die neu erbaute Herz-Jesu-Kirche in Königshof wird eingeweiht

  • 1898

    Die K-Bahn nimmt ihren Betrieb auf

  • 1900

    Ein Stahlwerk entsteht auf Fischelner Boden

  • 1910

    Fischeln erhält ein neues Rathaus

  • 1911

    Die Gemeinde-Gasanstalt wird in Betrieb genommen

  • 1916

    In Stahldorf wird die Bonifatius-Kirche gebaut

  • 1929

    Fischeln wird nach Krefeld eingemeindet

  • 1948

    Fischeln hat ca. 13.000 Einwohner

  • 1958

    Die erste evangelische Kirche in Fischeln wird eingeweiht (Markuskirche)

  • 1960 - 1980

    Große Bautätigkeit in Fischeln

  • 1975 - 2010

    Infrastrukturmaßnahmen (Schulen, Schwimmbäder, Handel und Dienstleistung

  • 1975 - 2010

    Neuerschließung von Flächen für Gewerbe- und Industrieansiedlung

  • 2010

    Fischeln hat ca. 27.000 Einwohner

  • 2010

    Das Fischelner Rathaus wird 100 Jahre alt

  • 2023

    650 Jahre Stadt Krefeld

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